Die Geschichte Helgolands – Ein Burschungsvortrag von Alexander Gabel

von Alexander Gabel — Am 10.11.2021 durfte ich mei-
nen Bundesbrüdern meinen Burschungsvortrag über
die Nordseeinsel Helgoland präsentieren. Hervorge-
gangen ist die Idee aus einem Segeltörn in den Se-
mesterferien.
Helgoland ist eine außergewöhnliche Insel mit einer
langen Geschichte, die geprägt ist von wechselnden
Herrschaftsverhältnissen, schwankender wirtschaft-
licher Konjunktur und der Seefahrt.
Zu Beginn stand die Frage im Raum, ob die Corpo-
rate Language in Werbeaktionen als “einzige Hoch-
seeinsel Deutschlands” zu rechtfertigen ist. Aus ei-
ner topografischen Karte ging hervor, dass aus geo-
grafischer Sicht dem nicht so ist, da die Insel, wie
die gesamte Deutsche Bucht, zum Schelf, dem eu-
ropäischen Festlandsockel, zählt. Da Insel und Fest-
land nicht von internationalen Gewässern getrennt
sind, welche zwölf nautische Meilen seewärts der
Küstenlinie beginnen, ist aus rechtlicher Sicht eben-
falls nicht mit der “Hohen See” zu argumentieren.
Zwischen dem zwölften und 14. Jahrhundert, unter
dem Einfluss der dänischen Krone gelingt es mit auf-
strebender Relevanz den Hansestädten Hamburg
und Bremen, die Insel in ihren Handel zu integrieren.
Damit einhergehend entstand auf Helgoland das
Lotsenwesen, um die sichere Einfahrt nach Hamburg
hinauf der Elbe und in andere Flussmündungen si-
cher zu stellen.
Als Napoléon die Kontinentalsperre gegen England
als Mittel des Wirtschaftskrieges implementierte,
besetzten britische Truppen Helgoland und glieder-
ten die Insel als Kronkolonie an das Königreich an.
Somit konnten die Briten das Importverbot umge-
hen, indem bis zu 400 Schiffe pro Tag Waren nach
Helgoland brachten. Die Helgoländer nutzten ihre
Kenntnis über das Lotsenwesen aus und fanden si-
chere Schmuggelrouten zum Festland, wodurch eine
Großzahl der Handelsaktivitäten von Hamburg nach
Helgoland verlegt wurde.
Nach der Aufhebung der Kontinentalsperre fiel Hel-
goland in bittere Armut zurück, da die Existenz-
grundlage neben der Fischerei wegbrach. So kam es,
dass nach dem Vorbild Norderneys die Insel als See-
bad entwickelt wurde und der Tourismus nach we-
nigen Jahren bereits die Zahl der Badegäste Norder-
neys mit Faktor zwei übertraf.
Diese Entwicklung hielt an bis die Insel 1890 durch
den Helgoland-Sansibar-Vertrag, oder genauer dem
“Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem
Vereinigten Königreich über die Kolonien und Hel-
goland”, Teil des Deutschen Reiches wurde. Seit-
dem wird die Insel gegen Abtragung durch die Na-
turgewalten durch Befestigungen geschützt. Aller-
dings kam es ebenfalls zu einer starken Militarisie-
rung, worunter die Ästhetik der Insel und die Attrak-
tivität als Urlaubsort besonders litten.
Nachdem die Insel den ersten Weltkrieg unbescha-
det überstanden hatte, wurde in den letzten Wo-
chen des zweiten Weltkrieges die Insel durch einen
groß angelegten Luftangriff der Royal Air Force ins
Visier genommen. Über 1000 Flugzeuge warfen in-
nerhalb von 104 Minuten rund 7000 Bomben ab.
Auf den Tag genau zwei Jahre später, am 18. April
1947, trug das britische Militär zu einem denkwürdi-
gen Rekord auf der Insel bei. Mit koordinierter Zün-
dung von 6700 Tonnen Sprengstoff in den Bun-
kern im Inneren des Felsens ereignete sich die größ-
te nicht-nukleare Sprengung in der Menschheits-
geschichte mit dem Ziel, Helgoland niemals wie-
der militärischen Nutzen zukommen zu lassen. Auf-
grund der spröden Beschaffenheit des Helgoländer
Buntsandsteins konnte die Druckwelle, im Vergleich
zu Granitgestein, gut entweichen und ist damit der
Grund, weshalb wir auch heute noch Urlaub auf Hel-
goland machen dürfen.
Nach der Überschreibung Helgolands 1951 an die
Bundesrepublik Deutschland, entfaltete sich der
Tourismus wieder und erlaubt heute Tages-, Kurz-
und Langurlaube, um die Natur und die Tierwelt aus
nächster Nähe zu betrachten. Die große Anzahl von
Basstölpeln auf der Steilküste und von Seehunden,
sowie Kegelrobben, auf der benachbarten Düne bie-
tet ein großes Naturschauspiel. Infrastrukturell dient
die Insel als Basis für einen Seenotrettungskreuzer
und einen SAR-Helikopter der Marineflieger. Eben-
falls operieren von dort viele Mitarbeiter von Ener-
gieversorgungsunternehmen, welche die umliegen-
den Offshore-Windparks betreiben und warten.
Abschließend möchte ich festhalten, dass ich große
Freude am Recherchieren, Vorbereiten und Präsen-
tieren hatte und es eine schöne Gelegenheit war im
Hinterhaus in dieser Form zusammen zu kommen.

Die Geschichte Helgolands – Ein Burschungsvortrag von Alexander Gabel