Wie Deutschland Brasilien beeinflusst hat – Ein Burschungsvortrag von Antonio Cesar Berenguer

Am 27. Juni 2020 hielt ich meinen Vortrag über die deutschen Einflüsse in Brasilien.
Da Brasilien meine Heimat ist, wollte ich diese Gelegenheit nutzen, um meinen Confuxen und den Burschen zu zeigen, inwiefern Deutschland ein Land wie Brasilien, das über 9.000km entfernt ist, beeinflussen kann.
Auch habe ich ein paar Beispiele aus meiner eigenen Erfahrung hinzugefügt.

20 Minuten reichen nicht aus, um ausführlich durch alle relevanten Aspekte dieses Themas zu gehen.
Aus diesem Grund habe ich meinen Vortrag auf fünf Themen eingeschränkt: Geschichte, Kultur \& Bildung, Einwanderung, Sprache und Wirtschaft.

Als erstes bin ich auf die Entdeckung durch Pedro Alvares Cabral eingegangen.
Auf seiner Flotte war auch ein Deutscher dabei, welcher als erstes das Wort “Brasilien” aufschrieb.
Auch die Zeit der industriellen Revolution durfte nicht fehlen, da es in diesem Zeitraum zur massiven Einwanderung von Europäern kam.
Zwischen 1824 und 1945 sind etwa 220.000 Deutsche nach Brasilien eingewandert, da sie sich erhofften eine bessere Lebensqualität und Arbeit im Ausland zu finden.
Sie wurden schnell zu einem Drittel der Bevölkerung Süd-Brasiliens.
Aus diesem Grund hat aktuell ca. 10% der Bevölkerung Brasiliens deutsche Wurzeln.
Die wohl bekanntesten sind der Architekt Oscar Niemeyer und Brasiliens Präsident während der Militärdiktatur der 1970er-Jahre Ernesto Beckmann Geisel.

Nun steigen wir in das Thema Bildung ein.
Dazu ist es wichtig zu erwähnen, dass viele zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert versucht haben Brasilien mit dem Deutschtum zu prägen.
In anderen Worten wollte man die deutsche Kultur in die restliche Welt exportieren und die Konsequenzen davon kann man in Brasilien deutlich spüren.
Im Jahr 1931 gab es in den 1345 deutschen Schulen in Brasilien mehr als 55.000 Schüler.
Die Zahl ist riesig wenn man sie mit dem aktuellen Zustand vergleicht, da es heute nur noch 13 solcher Schulen gibt.
Immer noch spielen diese Schulen eine wichtige Rolle in dem Leben von vielen jungen Brasilianern, wie es auch bei mir der Fall war.
Da ich selbst auch an einer solchen deutschen Schule war, konnte ich aus erster Hand davon berichten.

Am Anfang war Brasilien aus verschiedenen Gründen sehr an europäischer Einwanderung interessiert.
Unter anderem, weil man die europäische Kultur nach Amerika bringen wollte.
Dafür wurden Unternehmen und Infrastrukturen aus dem Sklavenhandel genutzt, nachdem die Sklaverei verboten wurde.
Doch dann kam es zu einem Meinungsumschwung, da es den Deutschen an Integration fehlte und sie sich ethisch abgrenzten.
Die Situation wurde noch schlimmer mit der Politik des “Estado Novo” (Neuer Staat) unter Getulio Vargas (1937-1945).
In dieser Zeit wurde es wegen des 2. Weltkrieges verboten in der Öffentlichkeit Deutsch zu sprechen.
Doch bis heute hat die deutsche Sprache in Brasilien überlebt.
In einigen Städten wird nicht nur portugiesisch sondern auch Hochdeutsch mit verschiedenen Dialekten gesprochen.
Heute sprechen mindestens eine halbe Millionen Brasilianer Deutsch als Muttersprache.

Doch auch in der Wirtschaft hat Deutschland einen starken Einfluss auf Brasilien.
Einige Unternehmen wie Hamburg Süd, Bayer und Siemens sind seit dem 19. Jahrhundert in Brasilien tätig.
Das hat dazu geführt, dass Brasilien heute Deutschlands wichtigster Handelspartner in Südamerika ist und umgekehrt.
Die Handelsbilanz ist jedoch positiver für Deutschland, da überwiegend verarbeitete Waren exportiert werden, während Brasilien eher Rohstoffe exportiert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Deutschland bis heute einen großen Einfluss auf Brasilien hat.
Vor allem in den Bereichen Kultur, Sprache und Wirtschaft und das trotz der Schwierigkeiten des 2. Weltkrieges.
Die letzte Folie meines Vortrags war als kleiner Witz gedacht.
Ein Foto von dem Fußballspiel der Weltmeisterschaften 2014 in Brasilien, indem Brasilien 7:1 gegen Deutschland verloren hatte.
Das war auch ein Ereignis, das uns mehr beeinflusste, als wir zugeben wollten.
Deutschland ist in mehreren Aspekten für uns ein Vorbild und das ist auch ein Grund, warum ich hier studiere.
Es gibt eine neue Redewendung in Brasilien: Jedes Mal, wenn man etwas mit Deutschland vergleicht was die Deutschen deutlich besser machen können als wir, sagt man: „Jeden Tag ein neues 7 zu 1…“.

Wie Deutschland Brasilien beeinflusst hat – Ein Burschungsvortrag von Antonio Cesar Berenguer