“Automatisierung, ein Blick in die Zukunft” – Ein Vortrag von Prof. Dr . Armin Grunwald

Am 15.01.2020 besuchte uns Herr Professor Grunwald um einen Vortrag zu seiner Tätigkeit in der Technikfolgen-Abschätzung des deutschen Bundestags, kurz TAB zu halten. Dieser Begriff beschreibt folgendes: Eine Forschungsgruppe aus Deutschland wird ausgewählt und damit beauftragt gewisse Themenbereiche zu erkunden und schließlich einen Bericht zu erstellen, der Ratschläge enthält. Eine Besonderheit ist bereits die Arbeitsweise des Ausschusses, der die Gruppe auswählt und anschließend nutzt: Ein sämtliche Fraktionen beinhaltender Ausschuss nimmt zunächst Themenvorschläge auf und wählt nach dem Konsensprinzip etwa zehn aus den meist ungefähr 50 Vorschlägen aus. So kommt es, dass sogar in der Politik kontroverse Fragestellungen oder Themen von parlamentarischen Minderheiten, beispielsweise in Form einer Anfrage der AfD zum Thema Kernenergie und moderner Reaktortechnik, in die Endauswahl gelangen.
Seit Einführung des TAB wurde die Gruppe unter Prof. Grunwald, die am KIT ansässig ist, jeweils in 5-Jahresausschreibungen mit diesem Auftrag betraut, wobei seine Kenntnisse in Physik, Mathematik jedoch auch Philosophie eine entscheidende Rolle spielen. Mit seiner Einführung 1990 in Deutschland ist diese Einrichtung dennoch vergleichsweise neu. Nötig wurde sie durch das Aufkommen zahlreicher Technologien bei denen sich die Folgenabschätzung nicht nur für die Allgemeinheit, sondern auch für die Politik als immer schwieriger gestaltete. Besondes im öffentlichen Gedächtnis sind die (noch immer) auseinanderklaffenden Meinungen zur Gentechnik- von den einen gelobt in der Erwartung, dass die Ernährung der Menschheit gesichert werden könnte, von den anderen gefürchtet und als Gefahr für Mensch und heimische Flora und Fauna betrachtet. Als weiteres Beispiel nennt er die Nanotechnologie in den 2000er Jahren, die einerseits in Form von Nanorobotern die Gesundeitsversorgung verbessern sollte und von anderer Seite gar als Risiko eines Roboteraufstands gesehen wurde. Von der Bevölkerung, die sich sorgt, über ein Versicherungsunternehmen, das die Technologie als unversicherbar einstuft, bis zur Politik, die sich Jahr um Jahr für dreistellige Millionenbetäge beraten lässt; der TAB leistet mit seinen jährlichen Geldern von etwa zwei Millionen Euro eine preiswerte und dennoch breit gefächerte Betrachtung kontroverser Technlogien.
Zu beachten ist normalerweise für Wissenschaftler: Nicht nur sie können durch ihre Arbeit die Meinung von Politikern sowie Bürgern ändern, auch die Politik kann Einfluss nehmen- meist wenn sie mit den wissenschaftichen Erkenntnissen nicht zufrieden sind. Schnell bahnt sich die Rüge von oben aus der Politik dann ihren Weg durch die Behörden und schließlich über die Universitätsleitung bishin zur Quelle der unliebsamen Fakten. Auch die Verteilung von Fördergeldern oder personelle Entscheidungen können instrumentalisiert werden.
Um eine solche Einfussnahme zu verhindern, ist die Arbeitsgruppe die gerade in diesem Rahmen beauftragt ist von der Universitätsleitung in Personalfragen autonom aufgestellt. Die wichtigste Methode um verlässliche und glaubwürdige Ergebnisse zu erhalten sollte laut Prof. Grunwald jedoch immer die gleiche Selbstverständlichkeit sein: Das faktenbasierte und wissenschaftlich korrekte Arbeiten.

“Automatisierung, ein Blick in die Zukunft” – Ein Vortrag von Prof. Dr . Armin Grunwald