„Dialektik“, ein Begriff den man im Alltag selten hört und dennoch bestimmt er einen großen Teil davon. Aber worum handelt es sich dabei, neben dem Thema meines Burschungsvortrages?
Der Begriff Dialektik entstammt dem griechischem und leitet sich vom Begriff „dialegomai“ ab der so viel bedeutet wie „sich unterhalten“. Heutzutage wird im allgemeinem Sprachgebrauch in der Dialektik die Kunst der geschickten Wortführung gesehen. Doch hat der Begriff eine weite Reise hinter sich und wurde von einer Reihe stets Philosophen weiterentwickelt.
Für Aristoteles war es noch
[…] ein Verfahren, aufgrund dessen wir in der Lage sein werden, über jedes vorgelegte Problem aus anerkannten Meinungen (endoxa) zu deduzieren und, wenn wir selbst ein Argument vertreten, nichts Widersprüchliches zu sagen.“
– Aristoteles, Topik I, 1, 100a 18 ff
oder anders Ausgedrückt: Für ihn bestand die Dialektik in der Wahrheitsfindung durch zwei Kontrahenten, welche mit gegensätzlichen Positionen starten und zu einer Auflösung dieses Konfliktes durch den Gebrauch der Logik kommen. Dabei entwarf er eine relativ abstrakte Theorie, um diesen Vorgang zu beschreiben.
Als weitere große Persönlichkeit, die sich mit dem Thema beschäftigte, trat mehr als 2000 Jahre später Immanuel Kant mit einer eher gegensätzlichen Idee auf den Plan. Er war der Meinung die Dialektik an sich wäre nicht mehr als eine „Logik des Scheins“ und entstünde aus dem Missbrauch der Logik. Die Problematik dabei sah er vor allem darin, dass Vernunftbegriffe über das Erfahrbare hinausgingen und so mithilfe der eigenen Logik keine gültige Aussage getroffen werden könnten.
Die Frage, inwieweit die Dialektik unseren Alltag lenkt und leitet, bleibt bei den beiden vorgestellten Theorien, die nur zwei aus einer ganzen Schar von verschiedenen Ansichten zu diesem Thema darstellen, wobei fast jeder bedeutende Philosoph seine eigene hatte, dennoch im Dunkeln.
Eine deutlich praktikablere Idee zu diesem Thema entwarf Arthur Schopenhauer im 19. Jahrhundert. Er vertrat die Ansicht der Mensch an sich sei schlichtweg streitsüchtig, unwissend und schlecht im Charakter. Somit werde die Wahrheitsfindung zur Nebensache degradiert, da es dem Menschen viel wichtiger sei Recht zu haben als tatsächlich die Wahrheit zu finden. Ein Aspekt den man durchaus im Alltag erlebt, denn oft kommt es vor, dass das eigentliche Thema nebensächlich wird und die Personen in den Vordergrund rücken.
So etablierte Schopenhauer den Begriff „Eristische Dialektik“, für den auch etwas unfeiner einfach Rechthaberei benutzen werden kann, der schlichtweg die Techniken zur Durchsetzung der eigenen Meinung in einem Rededuell bezeichnet. Dabei unterscheidet Schopenhauer zwischen Argumenten ad rem, also zur Sache, ad hominem, der Argumentation des Gegners betreffend, und Argumente ad personam, die schlichtweg die Person als solche angreifen. Schopenhauer entwarf in seinem Werk „Eristische Dialektik“ 38 sogenannte Kunstgriffe, welche sich zum Ziel setzten gewissermaßen Effekte zu erhaschen und so, bei einem Rededuell vor einem Publikum, den Eindruck zu erwecken die eigene Meinung sei die Richtige unabhängig davon ob die tatsächlich Wahr ist. Nach Schopenhauer sollte als allererstes die Person an sich angegriffen werden, da sie dort am empfindlichsten sei und erst später Argumente zur Sache vorgetragen werden. Dies ist auch ein Grund, wieso bei der eristischen Dialektik oft von unfairer Dialektik geredet wird.
Mögliche Kunstgriffe nach Schopenhauer sind z.B die Erweiterung der Aussage des Gegner über das eigentlich von ihm Behauptete hinaus, um dann sein Argument als schlecht darzustellen und somit die eigenen möglicherweise nicht sonderlich stichhaltigen Argumente als möglichst gut darzustellen. Viele dieser Kunstgriffe haben einzig den Sinn dem Gegner das Wort im Munde umzudrehen. Gerade in der Politik, als einem Ort bei dem es nicht immer darauf ankommt ob man tatsächlich Recht hat, wo Diskussionen vor großem Publikum ausgetragen werden, kann man viele der Techniken beobachten. In diesem Sinne ist es gerade für uns als politikinteressierte Bürger wichtig nicht auf die Effekte der eristischen Dialektik hineinzufallen, sondern auf die Aussagen dahinter zu achten.