Passend zum Semesterthema richtete mit uns der Referent Alexander Salomon an diesem Abend den Blick auf die Entwicklung der Hochschullandschaft der bald endenden Legislaturperiode. Das 1986 in Karlsruhe geborene Mitglied des Ausschusses für Wissenschaft, Forschung und Kunst im Landtag Baden-Württembergs wusste dabei aus eigener Gestaltungserfahrung zu berichten, dass in den vergangenen fünf Jahren Vieles in diesem Sektor passiert ist. So teilte er seinen Vortrag in 4 Themenkomplexe ein, wobei der Autor hier gerne in zwei Bereiche aufteilen würde: Ideologische und handfeste Themen.
Ideologische Umbrüche
Wenn auch nur kurz, widmete MdL Salomon das erste Thema der Wiedereinführung der Verfasstheit der Studierendenschaft (VS) nach deren Abschaffung 1977. Das gibt den Studierendenvertretern in erster Linie Satzungsautonomie und Finanzhoheit wieder.
Der nächste Punkt drehte sich um das Zusammenspiel von Wissenschaft und Wirtschaft. Dabei, so berichtete der in Mainz studierte Rechtswissenschaftler, wurde eine Abkehr von der „unternehmerischen Hochschule“ zu einem „wissenschaftsadäquaten Leitbild“ vollzogen. In diesem Zuge wurde die Drittmittelakquise einer stärkeren Prüfung unterzogen, insbesondere da damit ein Eigenanteil staatlicher Gelder verbunden ist. Das neue Modell bleibt währenddessen noch in der Ausarbeitung und dreht sich um die Idee, dass Wissenschaft wieder gleichbedeutend mit Redlichkeit sein muss.
Handfeste Umbrüche
Der dritte Teil des Vortrags betraf den Zugang zum Studium, insbesondere dessen Erleichterung. Zum einen hatte die amtierende Landesregierung allgemein mehr Studienplätze finanziert. Dies war aber vor allem durch die Einführung des zwölfjährigen Abiturs notwendig geworden. Zum anderen wurde die Zahl der Masterplätze erhöht. Außerdem waren zwei Projekte für den Grünen-Politiker nennenswert: Unter dem Titel „Studienmodelle der unterschiedlichen Geschwindigkeiten“ fasste er einige Maßnahmen zusammen, welche die Studierbarkeit der Fächer erleichtern sollen. Dazu gehört die Aufweichung einer harten Maximalstudiendauer, sowie eine größere Variationsmöglichkeit der Prüfungsumfänge und -arten. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass mehr und mehr angehende Akademiker die Hochschulen auf unterschiedlichsten Bildungswegen erreichen, wurde auch das Programm „Willkommen in der Wissenschaft“ gestartet, welches das Ziel hat, Studienanfänger für ihr jeweiliges Fach zu motivieren. Auch erwähnte der Referent mit dem Schlagwort „Kein Abschluss ohne Anschluss“ designierte Weiterbildungsbachelorstudiengänge für bereits Berufsqualifizierte, welche aber zuletzt an hohen Durchfallquoten von rund siebzig Prozent krankten.
Abschließend blieb auch das Thema Geld nicht ausgespart. Für die Abschaffung der kurzzeitig bestehenden Studiengebühren wurde eine pauschale Finanzierung vom Land in entsprechender Höhe eingesetzt, allerdings unter dem Begriff Qualitätssicherungsmittel, was zu einer anderen Verteilung auf Hochschulen und Studierendenschaften führt. Als Nachfolger des Solidarpakts fungiert die „Perspektive 2020“. Außerdem erhalten die baden-württemberger Hochschulen eine Grundfinanzierung anstelle von Zweitmitteln, welche jährlich um 3 % erhöht wird. Außerdem wurden für den Bau von Gebäuden 600 Mio. € zusätzlich bereitgestellt, was nach Ansicht des Redner allerdings nur für den Gebäudeerhalt ausreicht. Schließlich blieb das Bemühen der grün-roten Landesregierung um die finanzielle Stärkung des akademischen Mittelbaus nicht ungelobt, welches Anstrebt weit verbreitete Befristungen der Arbeitsverträge zu verringern. Dazu gehört auch die Einführung des in Amerika üblichen Tenure-Track, also die die Chance, nach einer befristeten Bewährungszeit eine Lebenszeitprofessur zu erhalten, was eine bessere Planbarkeit der akademischen Karriere erlauben soll.
Auch nach dem Vortrag wurden Herrn Salomon noch viele Karlsruhe/KIT-spezifische Fragen gestellt, die der Redner im gewünschten detailgrad allerdings nicht immer zu beantworten wusste.